Es gibt viele mögliche Gründe, weshalb Männer im Durchschnitt drei Jahre weniger leben als Frauen. Das könnte daran liegen, dass sie ihr Leben vielleicht risikoreicher gestalten, einen nicht so gesunden Lebensstil führen wie die Frauen oder bei der Einnahme von Arzneimitteln etwas zurückhaltender sind.
Eine weitere Ursache könnte sein, dass ihnen das Hormon Östrogen in geringeren Mengen zuteil wird, welches unter anderem auch für seine schützende Wirkung auf die Herzgesundheit bekannt ist, oder dass den Männern vielleicht eine geringere natürliche Immunabwehr zugesprochen wird. Wissenschaftler kamen jetzt einem weiteren Grund für die kürzere Lebenserwartung der Männer auf die Spur, denn offensichtlich verändert sich mit zunehmendem Alter das Erbmaterial der weißen Blutkörperchen, da deren Y-Chromosomen verloren gehen.
Durch diesen Chromosomenverlust in entsprechenden Blutstammzellen werden spezielle gesundheitliche Veränderungen hervorgerufen, die sich auch auf die Lebenserwartung auswirken. Im Rahmen einer Studie konnte beobachtet werden, dass Männer, bei denen nur noch 60 % der entsprechenden Stammzellen mit Y-Chromosomen bestückt waren, ein um 41 % erhöhtes Sterblichkeitsrisiko hatten.
Umgerechnet heißt das, dass sich bei ihnen die zu erwartenden Lebensjahre um 5,5 reduzierten. Ein entsprechender Verlust der Chromosomen wirkt sich demnach vor allem nachteilig auf Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems aus, sodass es häufiger durch Bluthochdruck, Herzerkrankungen und durch Herzversagen zum vorzeitigen Tod kommt.
Weitere Untersuchungen sollen klären, inwieweit zukünftig vorbeugende Therapiemaßnahmen angeboten werden können, um betroffene Männer vor diesen erblich bedingten Schäden des Herz-Kreislaufsystems zu schützen.
Soichi, S. et al.
Hematopoietic loss of Y chromosome leads to cardiac fibrosis and heart failure mortality
Science
7/2022; 377: 292-297.