Vorzeitige Ejakulation (Ejaculatio praecox)

Besonders in der Liebe führt Schnelligkeit oft am Ziel vorbei. Die Ejaculatio praecox ist die häufigste sexuelle Funktionsstörung, von  der ca. 20% der Männer betroffen sind. Im Gegensatz zur erektilen Dysfunktion, die häufig erst im höheren Lebensalter auftritt, kommt der vorzeitige Samenerguss in allen Altersstufen vergleichbar häufig vor. Als vorzeitig kann man den Samenerguss bezeichnen, wenn die Zeit vom Eindringen in die Scheide der Partnerin bis zum Höhepunkt in der Regel maximal 1-2 Minuten dauert. Für die ärztliche Diagnose ist dabei nicht nur die Zeit bis zum Samenerguss entscheidend, sondern auch das Gefühl mangelnder Kontrolle über den Zeitpunkt des Orgasmus. Darunter leiden sowohl die betroffenen Männer als auch ihre Partnerinnen. Das sexuelle Erleben und die sexuelle Befriedigung beider Partner ist stark eingeschränkt, insbesondere der sexuelle Genuss der Frau, was zu Ärger, Enttäuschung und Frustration führt. Der Mann macht sich Vorwürfe, empfindet Schuldgefühle  und sein Selbstwertgefühl wird reduziert. "Das größte Problem dieser Männer ist das Schweigen", sagt Prof. Frank Sommer, Lehrstuhlinhaber für Männergesundheit am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf. Wenn das Problem über Jahre die Beziehung belastet stehen nicht wenige Paare vor der Trennung.

Die Ursachen des vorzeitigen Samenergusses sind vielfältig. Wenn der vorzeitige Samenerguss schon immer bestand und unabhängig von der Situation und der Partnerin ist, liegt die Ursache wahrscheinlich in einer Fehlfunktion der Botenstoffe, die für die Entstehung eines Orgasmus verantwortlich sind.Tritt das Problem erst später auf können auch andere Erkrankungen dahinter stehen wie zum Beispiel eine Entzündung der Prostata oder eine Fehlfunktion der Schilddrüse. Dies wird vom Arzt durch Fragen und eventuell weiterführende Untersuchungen abgeklärt.

Die Schlüsselrolle beim Ejakulationsvorgang liegt nicht in der Psyche, sondern bei einem Botenstoff, dem Serotonin. Wenn der Serotoninspiegel erhöht wird, bessert sich bei den Betroffenen die Situation. Seit wenigen Jahren ist in Deutschland ein Medikament gegen diese Sexualstörung zugelassen. In kontrollierten Studien konnte gezeigt werden, dass es die Zeitspanne bis zur Ejakulation um das bis zu 4fache verlängern kann, die Kontrolle des Mannes über seine Ejakulation verbessert und damit den Leidensdruck in der Partnerschaft verringert. Als einzige Therapie reicht das aber nicht aus. Zusätzlich sind die sogenannte Squeeze-Technik nach den amerikanischen Sexualtherapeuten Masters und Johnson und die Anwendung lidocainhaltiger Kondome oder spezieller Salben empfehlenswert.